Bei unserem zweiten Einsatz in der deutschen Schach-Online-Liga mussten wir eine knappe 1½:2½-Niederlage gegen den Hamelner SV hinnehmen. Damit gelang den nominell favorisierten Niedersachsen die Revanche für die Niederlage, die sie zu Beginn des Jahres in einem Marathon-Match in der ersten Runde des Deutschen Mannschafts-Pokals hatten hinnehmen müssen.
Nach den technischen Problemen in der ersten Turnierwoche hatte die DSOL eine Woche pausiert, um die nächsten Kämpfe möglichst störungsfrei zu gestalten. Die Hamelner feierten nach ihrer spielfreien ersten Runde ihr Debüt in der Online-Liga und traten dazu hoch motiviert in Bestbesetzung an. So gingen sie mit nominellen Vorteilen an allen vier Brettern favorisiert in den Kampf.
Leider waren jedoch bereits nach wenigen Minuten wieder zwei Partien zu verzeichnen, bei denen keine Zugeingabe mehr möglich war. So einigten sich Matthias Tonndorf (2143) und Dr. Anton Hannewald entnervt nach sechs Zügen auf Remis. Am Spitzenbrett wurde hingegen nach ca. 15minütiger Auszeit weitergespielt.
Andere Schwierigkeiten hatte Stefan Speck, der erst wenige Minuten vor der Partie realisierte, dass er nochmals die weißen Steine führte. Er hatte den Ausfall der Begegnung aus der Vorwoche bei seiner Vorbereitung nicht berücksichtigt und war von einem Farbwechsel zur ersten Runde ausgegangen. So improvisierte er in der Eröffnung gegen Lutz van Son (2107) und wählte die französische Abtauschvariante mit 4.c4. Es entstand die typische Struktur mit einem weißen Isolani, der schließlich verloren ging, als Stefan im Mittelspiel etwas zu passiv agierte. Doch auch das Schwerfigurenendspiel mit Minusbauer bot noch gewisse Rettungschancen, bevor ein taktisches Versehen entscheidendes Material kostete.
Auch bei Stephan Borchert fiel die Entscheidung im Doppelturmendspiel. Er spielte mit den schwarzen Steinen gegen Kai Renner (2162) eine Nebenvariante in einem offenen Sizilianer, aus der letztlich eine typische Bauernstuktur aus dem Richter-Rauser-Angriff mit schwarzem Doppelbauer auf der f-Linie entstand. Das Doppelturmendspiel war minimal schlechter für Schwarz, hätte aber ausgezeichnete Remischancen geboten. Doch Stephan ließ eine Abriegelung des Damenflügels zu, wonach Renner einen entscheidenden Freibauern auf der h-Linie bilden und die Partie für sich entscheiden konnte.
Damit war der Kampf entschieden und die spannende Partie am Spitzenbrett hatte nur noch statistischen Wert. Dort hatte Oliver Kniest in einem scharfen Königsinder gegen FM Ulrich Schwekendiek (2266) einen Bauern für Initiative geopfert und hätte nach einem Versehen des Schwarzen entscheidenden Angriff erlangen können. Doch er griff seinerseits daneben und suchte sein Heil in einem inkorrekten Figurenopfer. Schwekendiek verteidigte sich umsichtig und erreichte eine Gewinnstellung, bevor bei beidseitig sehr knapper Bedenkzeit ein fataler Fehler des Hamelner Spitzenbretts die Partie noch zu Gunsten von Olli kippen ließ und uns den glücklichen Ehrentreffer zum 1½:2½ bescherte.
Am 17.07.2020 geht es gegen das Hamburger Team des SC Diogenes weiter, wenn nach Möglichkeit der erste Sieg erzielt werden soll.