Bei unserem letzten Auftritt in der Deutschen Schach-Online-Liga mussten wir eine verdiente ½:3½-Niederlage gegen den Tabellenführer SG Porz hinnehmen. Damit beenden wir die Liga mit 3:9 Zählern und werden in Abhängigkeit von den Ergebnissen des letzten Spieltages, an dem wir spielfrei sind, auf Rang 5 oder 6 landen.
Grundsätzlich haben Duelle mit der SG Porz immer die Aura des Klassikers, was natürlich an den unzähligen Prestigeduellen um den deutschen Meistertitel in der Bundesliga der 80er- und 90er-Runde liegt. Inzwischen gibt es deutlich mehr Aufeinandertreffen im Jugendbereich und nun war auch erstmals ein Online-Mannschaftskampf dabei. Doch die Ausgangsposition war sehr unterschiedlich: Während die Domstädter bisher souverän mit 8:0 Zählern ungeschlagen die Liga dominierten, ging es bei uns nach den beiden vorherigen Niederlagen gegen Kastellaun und Ettlingen um nichts mehr.
Zudem sorgten die aufgeheizten Wohnungen nach einem Tag mit 35 Grad auch nicht gerade für ideale Bedingungen. Prompt wurden Oliver Kniest und Dr. Dmitry Marcziter (2258) sich schnell im Remissinne einig, nachdem in einer Tarrasch-Verteidigung eine Reihe von Figuren abgetauscht wurden und nur ein völlig ausgeglichenes Schwerfigurenendspiel mit ungleichfarbigen Läufern übrig geblieben war. Fast parallel musste Jan Hobusch am Spitzenbrett mit Schwarz gegen IM Christian Braun (2431) die Waffen strecken, nachdem die weiße Inititiative sich in einem königsindischen Angriff deutlich schneller als das weiße Gegenspiel entwickelt hatte.
Stephan Borchert lieferte sich ein spannendes Duell in einer Caro-Kann-Vorstoßvariante gegen Jonas Gallasch (2111). Dabei unterlief Stephan an einer kritischen Stelle im Mittelspiel eine Fehleinschätzung, durch die er dem Porzer die Bildung von zwei verbundenen Freibauern am Damenflügel erlaubte. Trotz ungleichfarbiger Läufer war das Endspiel mit einem Minusbauern durch diesen Faktor für Stephan sehr schwer zu verteidigen. Letztlich gab er sich in einem reinen Turmendspiel, vielleicht auch gefrustet vom Spielverlauf, etwas frühzeitig geschlagen.
Die letzte Partie der Online-Saison spielte Stefan Speck, der mit Schwarz gegen Robin Gallasch (2024) aus einer slawischen Abtauschvariante in einer Stonewall-Struktur gelandet war. Dort gelang es dem Weißen, die schwarze Bauernphalanx zu sprengen, so dass er dank seines in Richtung des schwarzen Königs schielenden Läuferpaares klaren Vorteil zu haben schien. Doch Stefan verteidigte sich erfindungsreich und nach einem etwas verfrühten Turmopfer des Weißen war die Lage objektiv gar nicht klar. Doch es hätte einiger sehr präziser Verteidigungszüge bedurft, die mit sehr knapper Restbedenkzeit kaum zu finden waren, so dass sich Stefan schließlich nach entscheidendem Materialverlust geschlagen geben musste.
Somit endete die Deutsche Schach-Online-Liga mit drei Niederlagen in der zweiten Turnierhälfte und sicherlich nicht völlig überzeugenden 3:9 Punkten. Doch das Endresultat entspricht ungefähr der nominellen Erwartung und es hat – trotz einiger technischer Probleme zum Start- allen Beteiligten zur Überbrückung der coronabedingten Mannschaftskampfpause Spaß gemacht.