Zu Beginn der letzten Jahres beschlossen die Organisatoren der traditionellen Dortmunder Schachtage einen radikale Veränderung des Festivals. Der Fokus sollte auf drei Open, davon ein Topturnier mit hohem Preisfonds, ähnlich dem Modell des Grenke Open in Karlsruhe, gelegt werden. Zudem sollte das Turnier wieder in die Westfalenhallen zurückkehren. Leider zwang die Pandemie zur Absage im Jahre 2020 und auch in diesem Jahr ist nur ein Kleinformat mit drei Rundenturnieren möglich, die das Non Castling-Match der Exweltmeister Vladimir Kramnik und Vishy Anand flankieren. Neben dem Deutschland Cup, in dem vier unserer Nationalspieler sich gegen namhafte internationale Konkurrenz beweisen müssen, gibt es mit dem Sportland NRW Cup und dem Sportland NRW Mädchen Cup auch zwei Turniere, die auf starke Jugendliche zugeschnitten sind. Dort erwischten Alexander Krastev und Melanie Müdder einen guten Start.
Der Sportland NRW Cup ist ein Kategorie 4-Turnier mit einem Eloschnitt von 2334. Dort sollen insbesondere talentierte Jugendliche des Deutschen Kaders Chancen auf das Erspielen einer IM-Norm bekommen, die bei 6/9 liegt. Hierzu ist ein straffes Programm mit 9 Runden in 6 Tagen zu absolvieren. Nach dem ersten Turnierdrittel hat Alexander Krastev die alleinige Tabellenführung mit 2½/3 übernommen.
Er startete gut mit einem Sieg gegen den deutschen U12-Meister FM Sreyas Payappat (2287), den er positionell auspunktete. Am Vormittag der heutigen ersten Doppelrunde musste er sich mit Schwarz gegen Moritz Runte (2133) vom SV Hemer in positionell leicht schlechterer Position umsichtig verteidigen, was aber gut gelang, so dass nach 46 Zügen die Punkteteilung erreicht war. Nur knapp zwei Stunden ging es dann gegen die rumänische WFM Allesia Ciolacu (2154), die mit einem stark herausgespielten Sieg am Vormittag gegen GM Saltaev die Tabellenführung mit 2/2 übernommen hatte. Alexander erwischte sie aber bereits in der Eröffnung auf dem falschen Fuß und nutzte seinen Entwicklungsvorsprung gegen den in der Brettmitte feststeckenden König schnell zum vollen Zähler, der ihm die Tabellenführung einbrachte.
Im Sportland NRW Mädchen Cup geht es vor allem daran, den NRW-Kaderspielerinnen nach dem Jahr der Pandemie endlich wieder Spielpraxis vor den bald anstehenden deutschen Jugendmeisterschaften zu gewähren. Hier ist Melanie Müdder sogar an Position 1 gesetzt, wobei alle Elozahlen nach einem Jahr Pause gerade bei Jugendlichen mit Vorsicht zu begutachten sind. Mellie erlebte dann gleich zum Auftakt gegen die Berlinerin Amina Fock (1797) ein kleines Drama, das wohl nur mit der komplett fehlenden Turnierpraxis am Brett zu erklären ist. In nahezu ausgeglichener Stellung vergaß sie im 31. Zug einfach die Uhr und überschritt in ihren Variantenberechnungen versunken seelenruhig die Bedenkzeit.
Eine derartig unglückliche Weißniederlage zum Auftakt kann schon negative Auswirkungen auf den weiteren Turnierverlauf haben. Doch Melanie zeigte sich stabil und fuhr in zwei schönen Kampfpartien gegen Sophia Brunner (1918) und ihre Teamkollegin im SG-Damenteam, Eva Rudolph (1818) zwei Siege ein, so dass sie nach der ersten Doppelrunde mit 2/3 wieder Tuchfühlung zur Tabellenspitze besitzt.
Ergebnisse Sportland Mädchen NRW Cup
Am morgigen Donnerstag geht es direkt mit der nächsten Doppelrunde weiter.