Es war bereits gegen 17.45 Uhr, als Idris Asadzade mit einem hübschen Patttrick im 103. Zug das Remis zum Endstand von 4:4 im Niederrheinderby zwischen Turm Krefeld und unserer III. Mannschaft forcieren konnte. Wenige Züge zuvor war noch zu befürchten, dass er nach fast 7 Stunden Spielzeit noch über 50 weitere Züge ein Endspiel mit Turm gegen Turm und Springer hätte verteidigen müssen, was nicht nur zu seiner spektakulären Partie, sondern auch zu diesem unglaublich umkämpften und spannenden Kampf absolut gepasst hätte.
Zu Beginn hatte noch nicht so viel auf diesen Verlauf hingedeutet, da es bereits nach drei Zügen die erste Punkteteilung zu verzeichnen gab. Am 6. Brett trafen mit Martin Auer und FM Matthias Dorner (2178) zwei Routiniers aufeinander, die sich seit 40 Jahren auf unzähligen Schach- und Bridgeturnieren begegnet sind und somit gegen einen kurzen »Arbeitstag« in Coronazeiten nichts einzuwenden hatten. An den anderen Brettern entwickelte sich in der Folge der zu erwartende sehr ausgeglichene Kampf.
Die nächste Punkteteilung verzeichnete Andreas Peschel, der mit Schwarz gegen Valery Maes (2110) eine stets vielleicht mikroskopisch schlechtere Halbslawisch-Stellung souverän im Gleichgewicht hielt. Keine Probleme hatte auch Thomas Michalczak, der mit den schwarzen Steinen gegen Patrick Terhuven (2210) in einer Katalanisch-Hauptvariante bequem ausgleichen konnte, aber mehr als einen symbolischen Vorteil in einem Leichtfigurenendspiel nicht erreichen konnte, so dass es hier ebenfalls zu einem leistungsgerechten Remis kam.
Dies waren aber auch die einzigen Partien, die vor der ersten Zeitkontrolle beendet waren. In den verbleibenden fünf Begegnungen schienen wir insgesamt über leichte Stellungsvorteile zu verfügen. Unsere größten Hoffnungen lagen auf der Position von Idris Asadzade, der seinen Gegner Niklas van der Valk (2189) in einer Igel-Struktur massiv in die Defensive gedrängt hatte und klare positionelle Vorteile aufwies. Zudem musste van der Valk bereits seit geraumer Zeit fast nur noch mit seinen 30 Sekunden Inkrement pro Zug auskommen. Doch es gelang ihm in dieser schwierigen Lage nicht nur, die Zeitkontrolle zu erreichen, sondern er wies nach doppeltem Bauernopfer von Idris plötzlich auch den entsprechenden Materialvorteil auf, da der weiße Angriff sich nicht wunschgemäß entwickelt hatte und schließlich vollständig versandet war.
Parallel hatte Oliver Kniest, der im Mittelspiel kompensationslos einen Bauern gegen Joachim Guddat (2132) gewonnen hatte, völlig unnötig schwarzes Gegenspiel zugelassen und war in einem Leichtfigurenendspiel gelandet, in dem der schwarze Springer seinen passiven Läufer zumindest so dominierte, dass Weiß keine Fortschritte erzielen konnte. Zum Glück behandelte Guddat das Endspiel allerdings nicht abwartend passiv, sondern strebte selbst Bauernabtäusche an. Dies öffnete die Position und Olli konnte schließlich einen Freibauern bilden und die Partie mit Zugzwangmotiven nach etwas über 5 Stunden für sich entscheiden. Am Nebenbrett war Stephan Borchert mit Schwarz gegen Thomas Neuer (2114) in eine positionell trostlose Position geraten und konnte sich in der Zeitnotphase nur in ein Schwerfigurenendspiel mit Minusbauer retten. Zum Glück fand der Krefelder hier nicht die beste Fortsetzung und Stephan erreichte noch ein Remis durch Dauerschach.
Trotz der optimalen Punkteausbeute an diesen beiden Brettern und der zwischenzeitlichen 3:2-Führung mussten wir noch immer eine Niederlage befürchten, da neben Idris auch Jan Hobusch in der Zeitnotphase gegen Ilya Gutkin (2272) in Probleme geraten war. In einer strategisch komplexen Position hatte er etwas zu passiv agiert und befand sich nun in einem Leichtfigurenendspiel, das trotz gleichem Material sehr unangenehm zu verteidigen war.
Wegen der beiden eher kritischen verbleibenden Positionen versuchte Stefan Wickenfeld wirklich alles, seine mit Schwarz gegen Rudi van Gool (2207) erarbeiteten positionellen Vorteile in einem Damenendspiel zu einem vollen Zähler zu verdichten. Leider fand er in einer schwierigen Position mit jeweils bis auf die zweite bzw. siebte Reihe vorgerückten Freibauern den von den Engines angezeigten Gewinnweg nicht, sondern die Partie endete nach den typisch menschlichen Fortsetzungen mit Remis durch Dauerschach. Parallel konnte Jan am Spitzenbrett seine entstandenen Bauernschwächen nicht alle verteidigen und landete schließlich in einem verlorenen Endspiel mit zwei Minusbauern. So stand es nach sechs Stunden Spielzeit 3½:3½ und alles hing von der spektakulärsten Partie des Kampfes bei Idris ab.
Diesem war es gelungen, trotz zeitweilig drei Minusbauern und einem offenen König die Angriffe der schwarzen Schwerfiguren zu überleben und schrittweise Gegenspiel zu kreieren. Zudem war Niklas van der Valk erneut in Dauerzeitnot gedriftet, so dass für uns ein Remis ebenso wie eine Niederlage denkbar schienen und die Nerven aller Zuschauer strapaziert wurden. Schließlich endstand ein Endspiel mit Turm und Springer gegen Turm, Springer und h-Bauer, das aber bei knapper Zeit nicht völlig trivial, da dem weißen König auch regelmäßig potentielle Mattgefahren drohten.
Doch Idris behielt die Nerven und sicherte mit taktischen Tricks den Turmtausch nebst anschließender Punkteteilung nicht nur in seiner Partie, sondern auch im gesamten Kampf. Das 4:4 war nach diesem spannenden Kampf, in dem fünf Partien erst in der sechsten Spielstunde entschieden wurden, vermutlich auch das leistungsgerechte Ergebnis. Somit gelang der Dritten in der NRW-Klasse ein guter Saisonstart mit 3:1 Punkten. Der nächste für den 10. Dezember angesetzte Kampf gegen den SV Dinslaken wird sehr wahrscheinlich verlegt werden, so dass die Dritte erst wieder im Jahre 2022 aktiv werden wird.