Nur zwei Wochen nach unserem überzeugenden Sieg gegen den Bielefelder SK trat die III. Mannschaft zum Spitzenspiel der beiden Überraschungsteams der Liga der Reserve der SG Porz an, die mit 6:0 Zählern noch einen Mannschaftspunkt mehr als wir gesammelt haben. Nach einem sehr spannenden Kampf und über sechs Stunden Spielzeit stand am Ende ein 4:4, mit dem wir unseren zweiten Tabellenplatz in der NRW-Liga verteidigen konnten.
Die Gastgeber aus der Domstadt hatten ebenfalls eine starke Besetzung mit einem IM, drei FM und einigen jugendlichen Talenten an die Bretter gebracht, so dass ein sehr ausgeglichener Kampf zu erwarten war. Nach etwa drei Stunden Spielzeit teilte Idris Asadzade im Jugend-Duell mit Robin Gallasch (2081) den Punkt. In einem Jobava-London-System mit 2. Sc3 und 3. Lf4 konnte Idris mit den schwarzen Steinen zwar bequem ausgleichen, doch die Partie mündete sehr schnell in ein ausgeglichenes Schwerfigurenendspiel, das für keine Partei zu gewinnen war.
Wenig später sorgte Stefan Wickenfeld für unsere erste Führung. In einer Igel-Struktur mit komplizierter Position nutzte er eine Ungenauigkeit seines Gegners Dennis Kagan (2017) zu einem Qualitätsgewinn und schraubte wenig später seinen Saisonscore auf exzellente 3½/4. Im Anschluss konnte Oliver Kniest den Vorsprung im Duell der Routiniers gegen FM Norbert Gallinnis (2204) sogar ausbauen. Nach einem positionellen Bauernopfer besaß Olli mit den schwarzen Steinen ohnehin hinreichende Kompensation, profitierte dann aber von einem taktischen Versehen seines Gegners, der ihm entscheidende Materialgewinne einbrachte.
Doch die Porzer erzielten den Anschlusstreffer noch vor der Zeitkontrolle: am zweiten Brett lieferten sich FM Carlo Pauly (2298) und Jan Hobusch ein spektakuläres Duell im ultrascharfen Botwinnik-System der halbslawischen Verteidigung. In den für das System typischen irrationalen Stellungen fand Jan an einer entscheidenden Stelle nicht die beste Fortsetzung, so dass seine Position insbesondere in Zeitnot nicht mehr zu halten war. Danach konnte Martin Auer mit den schwarzen Steinen gegen Rafael Sabirov (1940) den Zwei-Punkte-Vorsprung wieder herstellen. In einer modernen Verteidigung hatte er etwas Glück, dass sein Gegner einen Eröffnungsfehler nicht ausnutzte, nach dem sich Martin in einer trostlosen Stellung wiedergefunden hätte. Nachdem Sabirov stattdessen positionell fortgesetzt hatte, übernahm Martin schrittweise die Initiative und spielte schließlich sauber einen vollen Zähler heraus.
Nicht seinen besten Tag erwischt hatte Stephan Borchert, der sich eine verrückte Partie mit Leo Evers (2063) lieferte. In einem Rossolimo-Sizilianer unterlief Stephan mit den weißen Steinen ein übles taktisches Versehen, das ihm eine Figur kostete. Doch er kämpfte weiter, kreierte Verwicklungen und wurde in der Zeitnotphase tatsächlich belohnt. Als er mit seinem 40. Zug mindestens einen halben Zähler hätte sichern können, machte er stattdessen fast à tempo einen impulsiven Zug, nach dem Evers den weißen König bei nunmehr ausgeglichenem Material auf das offene Brett treiben konnte. Schließlich fand der Kölner einen wunderbaren »stillen« Schlusszug, der Stephan zur sofortigen Aufgabe zwang.
Wenig später wurde am dritten Brett der Punkt geteilt, wo es zum reizvollen Duell von Thomas Michalczak gegen seinen langjährigen Schüler FM Samuel Fieberg (2186) gekommen war. In einer spanischen Variante unterlief Tom frühzeitig in der Eröffnung ein Aussetzer, der ihm sein Läuferpaar und zusätzlich einen Bauern kostete. Doch in der Zeitnotphase fand Fieberg nicht die beste Fortsetzung, so dass Tom sogar in ein Damenendspiel mit einem Mehrbauern abwickeln konnte, das aber keine realistischen Gewinnaussichten für ihn bereithielt.
So wurde der Mannschaftskampf beim Stande von 4:3 am Spitzenbrett entschieden, wo Kevin Zolfagharian sich mit den weißen Steinen gegen IM Christian Braun (2417) in einer leicht schlechteren Stellung verteidigen musste. In einem Tarrasch-Franzosen war er schrittweise in eine etwas passive Position gegen das schwarze Läuferpaar geraten, verteidigte sich aber zunächst präzise. Schließlich bot sich ihm die Chance, die Dinge zu forcieren und in ein Leichtfigurenendspiel mit seinem Springer gegen den schwarzen Läufer abzuwickeln. Leider hatte Kevin aber bei seiner Einschätzung des Endspiels eine Nuance übersehen, so dass sich nicht die angestrebte Festung ergab, sondern stattdessen der schwarze König ein Einbruchsfeld bekam, durch das er letztlich einen entscheidenden Bauern erobern konnte.
Somit stand es nach spannendem Verlauf insgesamt leistungsgerecht 4:4, so dass wir nach vier Spieltagen mit 6:2 Zählern ungeschlagen bleiben. Aufgrund des straffen Zeitplans mit zahlreichen Nachholrunden noch vor den Osterferien steht bereits in der kommenden Woche unser nächster Kampf an, wenn wir im Schachzentrum den Oberliga-Absteiger SV Dinslaken empfangen.