Mit einem in dieser Höhe völlig unerwarteten 6½:1½-Sieg gegen den Godesberger SK hat unsere III. Mannschaft sich nicht nur in absoluter Spiellaune präsentiert, sondern dank der Niederlagen der Konkurrenz mit nunmehr 10:2 Punkten auch die Tabellenführung in der NRW-Liga übernommen. Damit könnte das Team mit zwei Siegen in den beiden noch ausstehenden Partien im Mai tatsächlich den dritten Aufstieg in Serie realisieren.
Vor der Saison war der Godesberger SK klarer Topfavorit auf den Aufstieg gewesen, da sie selbst ohne ihre zahlreichen polnischen Titelträger an den Spitzenbrettern auf einen sehr kompakten und ausgeglichenen Kader zurückgreifen konnten. Doch nach zwei klaren Auftaktsiegen hatten sie zunächst eine knappe Niederlage im Lokalderby gegen die SG Porz II erlitten und hatten in der Vorwoche ebenfalls mit 3½:4½ knapp gegen den Bielefelder SK verloren. Somit war klar, dass sie gegen uns unbedingt einen Sieg benötigten, um ihre Aufstiegschancen zu wahren.
Allerdings mussten die Gäste einige Stammspieler ersetzen, was uns an den hinteren Brettern ein leichtes nominelles Übergewicht gab. Dies vermochten wir direkt in zwei Weiß-Partien zu nutzen. So konnte Andreas Peschel gegen Arsenis Selalmazidis (2049) in der Eröffnung eine Figur für zwei Bauern gewinnen, auch wenn die technische Verwertung gegen die intakte und sehr kompakte schwarze Struktur nicht trivial war. Zudem erreichte Stephan Borchert gegen den Reefschläger-Franzosen von Thomas Stenzel (2157) im frühen Mittelspiel eine Position, in dem sein Springerpaar die beiden schwarzen Läufer völlig dominierte und der Schwarze letztlich zwei Bauern opfern musste, um seine Figuren zu befreien. In der Folge spielte Stephan zwar zu schnell und machte sich die technische Verwertung seines Vorteils im Leichtfigurenendspiel unnötig schwer, sorgte aber letztlich nach vier Stunden Spielzeit dennoch für die verdiente Führung.
Parallel stellte Stefan Wickenfeld seine Gewinnversuche am vierten Brett ein. Gegen Stephen Kutzner (2175) besaß er in einer Katalanisch-Struktur stets leichten Raumvorteil, konnte aber gegen die umsichtige Verteidigung seines Gegners keine weitergehenden Schwächen provozieren, so dass die Partie im ungleichfarbigen Läuferendspiel Remis endete. Mit der Zeitkontrolle nach vier Stunden fiel dann die Vorentscheidung im Kampf an den hinteren Brettern. Zunächst gelang es Andreas die zähe Verteidigung seines Gegners zu durchbrechen, auch wenn er in der Zeitnotphase eine Schrecksekunde zu überstehen hatte, als er für einen Zug seinem Gegner eine Abwicklung ins Dauerschach erlaubte. Am Nebenbrett gelang Martin Auer mit den schwarzen Steinen eine Königsindisch-Musterpartie gegen Timo Schäfer (1924). Aus der Sämisch-Variante entstand nach einem thematischen Bauernopfer von Schwarz bald eine traumhafte Wolgastruktur, so dass sich der Godesberger zu einem Figurenopfer für drei Bauern genötigt sah. Letztlich war aber die Aktivität der schwarzen Figuren deutlich mehr wert und Martin fuhr souverän einen vollen Zähler zur 3½:½ ein.
Im Hinblick auf die Geschehnisse an den vorderen Brettern war es daher zu verkraften, dass Oliver Kniest ausgerechnet in dem Moment, als er gerade gegen Niklas Schulte Geers (2148) vollständigen Ausgleich erzielt hatte, sinnfrei einen entscheidenden Bauern einstellte und kurz danach aufgeben musste. Doch nahezu postwendend stellte Idris Asadzade den alten Abstand wieder her. In einer scharfen Wiener Variante des Damengambits hatte er mit den schwarzen Steinen gegen Sebastian Brandt (2178) den Bauern auf c4 behalten und im Mittelspiel die Initiative übernommen. Er wehrte die weißen Konterattacken ab und erreichte schließlich ein Endspiel mit Mehrbauern, das er schließlich souverän verwertete. Damit sicherte er nicht nur den Mannschaftssieg ab, sondern erzielte nach bisher drei Remisen auch seinen ersten Sieg im SG-Dress.
Es passte zu unserem Lauf am heutigen Nachmittag, dass auch Spitzenbrett Kevin Zolfagharian, für den die bisherige Saison sehr unglücklich gelaufen war, sich mit seinem ersten vollen Zähler auf dem Spielbericht eintragen konnte. Mit den schwarzen Steinen musste er gegen den Alapin-Spezialisten IM Rüdiger Seger (2306) in dessen c3-Sizilianer lange Zeit eine leicht schlechtere Position verteidigen, agierte dabei aber sehr umsichtig und nutzte die Zeitnotphase dann zum Konter. Zunächst riss er die Initiative an sich und erreichte nach dem von Weiß zur Entlastung vorgenommenen Damentausch ein gewonnenes Leichtfigurenendspiel, das er souverän zum vollen Zähler verwertete.
Für den krönenden Schlusspunkt des Tages sorgte nach etwa sechs Stunden Spielzeit Thomas Michalczak. Gegen die spanische Siesta-Variante von Christian Friedrich Köhler (2251) erreichte er aus der Eröffnung heraus ein leicht vorteilhaftes Mittelspiel, das sehr bald in ein Leichtfigurenendspiel mit Springer und vier Bauern gegen Läufer und drei Bauern mündete, wobei beide Spieler jeweils einen Freibauern am Damenflügel besaßen. Letztlich konnte Tom unter Opfer seiner übrigen Bauern seinen Freibauern zur Dame umwandeln, während es der letzte verbliebene schwarze Bauer nur bis zur dritten Reihe schaffte.
Nach diesem herausragenden 6½:1½ und aufgrund der parallelen Niederlage der SG Porz II in Bielefeld weisen wir vor den beiden letzten Spieltagen nun 2 Mannschaftspunkte und 3½ Brettpunkte Vorsprung auf die nächsten Verfolger aus Porz und Lippstadt auf. Damit reichen 3 Mannschaftspunkte aus den beiden verbleibenden Mannschaftskämpfen im Mai aus, um den Aufstieg in die NRW-Oberliga zu sichern. Zwei dieser Zähler sollen am 08.05.2022 beim sehr ausgeglichen besetzten Team der SF Katernberg II eingefahren werden.