Nach ihrer (Mannschafts-)Gold- und (Einzel-)Silbermedaille bei den U12-Europameisterschaften im Jahre 2018 hat sich Luisa Bashylina nun erstmals auch eine Einzel-Goldmedaille bei den kontinentalen Titelkämpfen sichern können. Mit 7/9 holte sie sich bei den Schnellschach-Europameisterschaften am 20./21.07.2022 in Thessaloniki in der Altersklasse U16w den Titel. Die Schachgesellschaft gratuliert herzlich!
Traditionell sind Schnellschach- und Blitzeuropameisterschaften im Jugendschach sowohl quantitativ als auch qualitativ deutlich schwächer als die Wettkämpfe im klassischen Schach besetzt, da die Reisekosten häufig in keinem Verhältnis zu einem zwei- bis dreitägigen Wettkampf stehen. Aus diesem Grund versucht die Europäische Schach-Union, diese Titelkämpfe oft mit anderen Meisterschaften zu kombinieren. So fanden die Schnellschach- und Blitztitelkämpfe diesmal direkt im Anschluss an die U18- und U12-Mannschaftseuropameisterschaften in Thessaloniki statt.
Dadurch waren insgesamt immerhin 250 Spielerinnen und Spieler am Start, auch wenn die Teilnehmerfelder durch die Aufteilung in 12 Turniere (6 Altersklassen) nicht besonders groß waren. Für Luisa kam die Schnellschachmeisterschaft aber nach dem suboptimalen Verlauf der U18w-Team-EM gerade recht und sie wollte den Frust bei kürzerer Bedenkzeit von 15 Minuten/Partie + 10 Sekunden/Zug in positive Energie umwandeln. In der U16w waren 16 Spielerinnen am Start und Luisa ging als topgesetzte Favoritin ins Turnier.
Doch Jugendmeisterschaften haben traditionell ihre eigenen Gesetze und die im jungen Alter ohnehin nur bedingt aussagekräftigen Elozahlen haben bei den schnellen Bedenkzeit noch geringere Bedeutung. Prompt musste Luisa in ihrer zweiten Partie eine empfindliche Weiß-Niederlage gegen die Polin Weronika Zabrzanska (1779) hinnehmen. Doch Luisa kämpfte sich bravourös zurück, rang zunächst die Ungarin Angelina Alexandrova (1629) in einem remislichen Doppelturmendspiel nieder und schloss den ersten Tag mit zwei weiteren souveränen Siegen ab, so dass sie nach dem Erfolg gegen die Bulgarin Stefani Chuchukova mit 4/5 auf dem geteilten 1. Rang lag.
Am zweiten Tag konnte sie gegen die punktgleiche Slowenin Vesna Mihelic (1886) einen leichten Vorteil nicht zum Sieg ummünzen, zeigte nach diesem Remis dann aber gegen die an Position 2 gesetzte WCM Sofia Blokhin (Estland, 1885) mit einem Schwarz-Sieg in einem Najdorf-Sizilianer ihre vielleicht beste Turnierleistung.
In der vorletzten Runde kam Luisa zu einem ungefährdeten Sieg gegen die Österreicherin Emilia Deak-Sala, während Mihelic nur remisierte. Dadurch hatte Bashylina mit 6½/8 erstmals die alleinige Führung vor Mihelic (6) inne. Die Slowenin ging in der Schlussrunde kein Risiko, sondern bot schnell Remis an, um ihre Silbermedaille abzusichern.
Dadurch konnte Luisa ihrer Gegnerin Juliana Minaeva (Ukraine, 1713) ebenfalls die Punkteteilung anbieten und war nach der Annahme mit 7/9 Europameisterin! Neben ihr konnten mit Ruben-Gideon Köllner (U18) und Tykhon Cherniaiev (U12) noch zwei weitere deutsche Europameister gefeiert werden, was die Stimmung nach der medaillenlosen Team-Europameisterschaft deutlich anhob.
Nach der heutigen Siegerehrung wird Luisa versuchen, bei den morgigen Blitz-Titelkämpfen das Double zu realisieren und ihrer Titelsammlung eine weitere Goldmedaille hinzuzufügen. Die Daumen in Solingen sind gedrückt!