Mit einem 4:2 gegen Bayern München hat unser Frauen-Team den ersten Saisonsieg in der Bundesliga geschafft und somit unser Heimwochenende mit den angestrebten 2:2 Punkten beendet. In einem spannenden und hart umkämpften Duell gegen die Münchnerinnen konnten wir einen Rückstand durch drei Siege von Melanie Müdder, Inna Gaponenko und Anna Zozulia noch drehen.
Beim gestrigen Mannschaftsessen herrschte zwar aufgrund der guten Leistung gegen Schwäbisch Hall durchaus gute Stimmung, dennoch war allen Beteiligten aufgrund der starken Ergebnisse unserer potentiellen Konkurrentinnen im Kampf um den Klassenerhalt, dass der Begegnung gegen Bayern München große sportliche Bedeutung zukommen würde. So vollzogen wir nicht nur zwei personelle Wechsel und es rückten Melanie Müdder und Eva Rudolph ins Team.
Da besondere Situationen aber auch besondere Maßnahmen erfordern, hatten Rafael und Melanie noch spezielle Unterstützung mitgebracht. »Magnus« deutete bereits durch seinen Namen höchstmögliche schachliche Expertise an. Doch auch wenn er aus verständlichen Gründen in der Frauenliga nicht spielberechtigt war und aufgrund seines durchaus quirligen und sehr neugierigen Wesens auch gar nicht in den Turniersaal gelassen wurde, sorgte der junge Border Collie für viel Freude und holte sich von den Spielerinnen aller Teams seine Streicheleinheiten ab, ohne seine Hauptaufgabe als Maskottchen und Glücksbringer unserer Mannschaft zu vernachlässigen.
Unsere Gegnerinnen von Bayern München hatten in der vergangenen Saison die Südstaffel der 2. Bundesliga siegreich beendet und gehören damit ebenso wie wir zu den Teams, für die der Klassenverbleib ein großer Erfolg wäre. Den ersten Schritt dazu hatten sie gestern mit einer starken Leistung und einem hohen 5:1-Erfolg gegen unseren ersatzgeschwächten Reisepartner aus Hemer gelegt. Im Vergleich zum gestrigen Kampf hatten auch sie zwei Spielerinnen ausgewechselt. Unter anderem fehlte Spitzenbrett Katharina Ricken, die heute in der NRW-Klasse bei ihrem Heimatverein Turm Krefeld am Brett saß.
Nominell waren wir leicht favorisiert, doch bereits die Eröffnungs- und frühe Mittelspielphase verdeutlichte, dass es der erwartet enge Kampf werden würde. So war Eva Rudolph mit Schwarz gegen die ebenfalls eingewechselte Algi Acarbay (1951) aus einer sizilianischen Nebenvariante in eine passive Stellung geraten und laborierte an ihrem in der Brettmitte verbliebenen König. Tatiana Kononenko investierte zwar viel Bedenkzeit, schlitterte aber als Weiße in einem Bogo-Inder gegen WFM Nikola Mayrhuber (2115) in eine strategisch bedenkliche Position.
Besser sah es in unseren anderen beiden Weißpartien aus: Inna Gaponenko besaß in einer Caro-Kann-Vorstoßvariante leichte positionelle Vorteile gegen WIM Veronika Exler (2137), während sich Melanie Müdder eine vielversprechende Angriffsposition gegen die französische Verteidigung von Dr. Helene Giss (2042) herausgearbeitet hatte. Unklar war die Lage bei Annmarie Mütsch, die mit Schwarz gegen Marharyta Khrapko (2128) unternehmungslustig eine Qualität für Initiative gegen den weißen König geopfert hatte, und Anna Zozulia, die als Nachziehende eine scharfe Najdorf-Variante mit heterogenen Rochaden gegen Carolin Dirmeier (1954) auf dem Brett hatte.
Das erste Resultat gab es nach etwa drei Stunden zu vermelden: Tatiana gelang es, mit einigen Umgruppierungen ihrer Figuren eine gute Auffangstellung zu errichten, so dass Mayrhofer die angebotene Punkteteilung akzeptierte. Danach gerieten wir zu Beginn der Zeitnotphase leider in Rückstand. Eva hatte sich zäh verteidigt, so dass Acarbay eine Qualität opferte und voll auf ihren Königsangriff setzte. Wieder einmal zeigte sich, wie schwer es ist, in Zeitnot präzise zu verteidigen und nach einem suboptimalen Zug von Eva war die schwarze Stellung nicht mehr zu halten.
Dankenswerterweise stellten sich Eva und auch ihre Gegnerin nach der Partie jeweils zum von Guido Giotta produzierten und Rafael Müdder geführten Interview.
Interview Eva Rudolph
Interview Algi Acarbay
Zum Glück lief es an den anderen Brettern deutlich besser. Inna schnürte ihre Gegnerin immer stärker ein und gewann schließlich entscheidendes Material. Für sie war der erste Sieg im Solinger Trikot besonders wichtig, da der gestrige Turmeinsteller sie doch viele Nerven und einigen Schlaf in der Nacht gekostet hatte. Kurze Zeit später vollendete Melanie ihre tolle Partie mit einem vollen Zähler und sorgte so für die erste Führung. Sie hatte ihre Initiative konsequent zum Königsangriff genutzt und dabei schließlich eine Figur gewonnen, so dass sich ihre Gegnerin mit dem 40. Zug geschlagen gab.
Damit war der Kampf entschieden, denn Anna hatte inzwischen in ihrem scharfen Sizilianer jegliches weißes Angriffspotential durch Damentausch entschärft und brachte im Endspiel ihr Läuferpaar mustergültig zur Geltung, was zum 3½:1½ führte.
Den Titel der Marathon-Frau des Wochenendes verdiente sich im Anschluss Annmarie, die wie bereits gestern die deutlich längste Partie spielte. Marharyta Khrapko hatte die Mehrqualität zurück gegeben, wonach eine spannende Position entstanden war, die schließlich in einem Damen- und Läuferendspiel mündete, in der beide Seiten aufgrund ihrer anfälligen Königsstellung keine entscheidenden Fortschritte machen konnten. Folgerichtig gab es ein Remis durch Dauerschach nach 58 Zügen und der 4:2-Endstand war perfekt.
Im Parallelkampf setzte sich das »Seuchen-Wochenende« für den SV Hemer fort. Dieser konnte wegen des kurzfristigen Ausfalls von Kathrin Sewald aus gesundheitlichen Gründen nur zu fünft antreten und unterlag in Unterzahl dem Topfavoriten aus Schwäbisch Hall mit 0:6.
Damit fand das erste Frauen-Bundesliga-Heimspielwochenende sein Ende. Wir haben unser sportliches Ziel von 2 Punkten erreicht und möchten uns auf diesem Wege noch einmal bei unseren Gästen aus Schwäbisch Hall, München und Hemer für die sehr angenehme Atmosphäre bedanken. Ein besonderer Dank gebührt Guido Giotta für die toll produzierten Videos und Rafael Müdder, der die Dreifachbelastung am Sonntag als Mannschaftsführer, Interviewer und Hundesitter mühelos meisterte.
Zum Gelingen des Wochenendes trugen ferner auch Stefan Schubert, Bernhard Fodor, Meenambigai Balasubramaniam, Ewald Fichtner und Dzenan Fetahovic mit ihrer Hilfe beim Catering, Auf- und Abbau bei – DANKE!
In vier Wochen geht es in Sachsen bei den Rodewischer Schachmiezen weiter, wenn unter anderem das sehr wichtige Duell gegen Weißblau Allianz Leipzig auf dem Programm steht.
Ergebnisse der 2.Runde
Rundenbericht des DSB
Mannschaftsseite der SG-Frauen
Interview Catriona Dartmann Aubanell (SV Hemer)
Interview Holger Werner (Teamchef Bayern München)