Hinter dem Türchen unseres Kalenders am Nikolaustag verbirgt sich ein Spieler, der unseren Verein bereits seit zwei Jahrzehnten mit außerordentlichem Einsatz beschenkt. Jörg Wegerle kam 2003 zur Schachgesellschaft, wurde 2008 Internationaler Meister und erzielte 2009 beim Open in Andorra eine GM-Norm.
Doch neben seinen großen schachlichen Erfolgen ist der 37jährige vor allem der Wunschspieler jedes Mannschaftsführers. Unabhängig davon, ob es um Europapokal, Bundesliga oder lediglich den Bezirks-Pokal geht – auf Jörgs Einsatz kann man immer bauen, sofern es ihm irgendwie möglich ist. Seinen Status als »Marathon-Mann« zementierte er unter anderem im April 2012. Am Samstag war er aus dem heimischen Lampertheim (nahe Mannheim) nach Hochneukirch an den linken Niederrhein gereist, um dort den entscheidenden Sieg zum 2½:1½ im Verbandsviererpokal zu erzielen.
Als Jörg kurz vor Mitternacht wieder zuhause eintraf, erfuhr er, dass es beim Bundesligateam einen kurzfristigen Krankheitsfall gab. Also setzte er sich nach kurzer Nacht Sonntag morgens um 5.00 Uhr wieder in den Zug Richtung NRW, traf rechtzeitig in Mülheim ein, spielte 74 Züge und sicherte mit seinem abschließenden Sieg den 5:3-Erfolg gegen die SF Katernberg!
Ausdauer beweist Jörg auch häufig bei seinen Partien. Als extrem zäher Verteidiger und mit einer sehr guten Endspieltechnik ausgestattet ist er einerseits sehr schwer zu bezwingen und fährt viele Siege erst in der fünften oder sechsten Spielstunde ein.
Bei unserer Position des Tages hatte Jörg die Überstunden bereits vor der Partie absolviert. Im März 2018 traf er Sonntag morgens am Frankfurter Flughafen von einer Dienstreise aus dem Ausland ein, fuhr direkt nach Mainz und saß dort am Spitzenbrett der 2. Bundesliga West der früheren deutschen Nummer 2 in den 80er/90er-Jahren, Eric Lobron (2500), gegenüber. Vermutlich dachte sich Jörg, dass er Müdigkeit und Jetlag am besten mit einer scharfen Partieanlage bekämpft, so dass sich eine spannende Stellung mit heterogenen Rochaden entwickelte.
Mit 27. a4 konnte er die schwarze Initiative durch das Plombieren der a-Linie ausschalten und als Lobron unvorsichtig auf a3 en passant nahm, schlug es bei seinem eigenen König ein. Nach dem Abtausch der schwarzfeldrigen Läufer und der Pointe 30. Txh7 war der Angriff gegen den schwarzen König aufgrund der fehlenden Figuren zur Verteidigung nicht mehr abzuwehren.