Als sich im Jahre 2015 der SC Eppingen aus der Schachbundesliga zurück zog und ihr Spitzenbrett Pentala Harikrishna deshalb nach Solingen wechselte, gratulierten uns die Eppinger Verantwortlichen mit den Worten, dass wir schachlich wie menschlich viel Freude an unserem Neuzugang haben würden.
Diese Prognose hat sich in den letzten Jahren absolut bewahrheitet. Bereits in seiner Debütsaison im SG-Dress spielte Hari in sensationeller Form auf und leistete mit herausragenden 7½/9 am Spitzenbrett und einer Performance von 2880 einen immensen Anteil zum Deutschen Meistertitel im Jahre 2016. So verwundert es nicht, dass er am Ende des Jahres 2016 mit 2770 seine bisher höchste Elozahl erreichte und auf Platz 9 der Weltrangliste geführt wurde.
Große Aufmerksamkeit in Indien erlangte er bereits 2001, als er im Alter von 15 Jahren zum jüngsten Spieler Indiens wurde, der den Großmeistertitel erlangen konnte und dabei den Rekord von Vishy Anand brach. Dieser Rekord hielt bis zum letzten Jahr und wurde nun von Dommaraju Gukesh unterboten.
Hari etablierte sich mit weiteren großen Erfolgen wie dem Gewinn der Juniorenweltmeisterschaft 2004 oder dem Gewinn der Asienmeisterschaft 2011 als die klare Nummer 2 Indiens und führte über fast 15 Jahre die Riege der Spieler an, die im Windschatten von Vishy Anand die erste Generation starker indischer Großmeister bildete, die u.a. auch Goldmedaillen bei den Asien-Meisterschaften erringen konnte.
Im Jahr 2013 überschritt Hari, der bereits seit vielen Jahren mit seiner Familie in Prag lebt, erstmals die magische 2700-Elomarke und gehört seitdem zum erlauchten Kreise der Supergroßmeister. Das abgelaufene Jahr verlief zwar schachlich nicht optimal, so dass er erstmals von Spielern der neuen »goldenen« indischen Generation wie Gukesh oder Arjun Erigaisi in der Eloliste überholt wurde. Doch der 36jährige, der mit feinem Humor auch abseits des Brettes immer für gute Laune sorgt, wird sicherlich dank seines herausragenden Schachverständnisses auch in den kommenden Jahren ein wichtiger Faktor im indischen Spitzenschach bleiben.
Besonders weiß Hari mit sehr starker Endspieltechnik zu begeistern, doch in unserer Partie von Türchen 22 spielen trotz des bereits reduzierten Materials eher taktische Motive eine Rolle. Beim GM-Turnier im indischen Pune lieferte sich Hari im Jahre 2004 eine grandiose Partie mit dem späteren Turniersieger Liviu-Dieter Nisipeanu, in der es bereits vor der aktuellen Position immense taktische Komplikationen zu bestaunen gab. In der Diagrammstellung gilt es zum einen, den eigenen König vor der schwarzen Mattdrohung zu schützen und gleichzeitig weiterhin die Drohungen gegen den schwarzen Monarchen aufrecht zu erhalten.
Der einzige Zug, der beide Zwecke optimal erfüllt, ist 34. Kc6, der ihm wenig später den Sieg und Platz 3 im Endklassement sicherte, während es für Nisipeanu die einzige Niederlage im Turnier blieb.