Beginnend mit der Verpflichtung von Jeroen Piket und den (damals) ebenfalls in den Niederlanden wohnenden Predrag Nikolic und Matthew Sadler begann in den 90er Jahren die »holländische« Tradition in unserem Bundesligateam. In den letzten zwei Jahrzehnten gehörten stets mehrere Mitglieder der niederländischen Nationalmannschaft zum Stammkader. So war es keine große Überraschung, dass im Jahre 2017 auch Loek van Wely den Weg nach Solingen fand, als bei der SG Porz, wo er zuvor 25 Jahre aktiv gewesen war, nach dem Tode von Mäzen Wilfried Hilgert eine Einschränkung des Etats notwendig war.
Loek gehört zu den großen Persönlichkeiten in der schachverrückten holländischen Schachszene und war für viele Jahre als Nachfolger von Jan Timman und Vorgänger von Anish Giri die Nummer 1 in unserem Nachbarland. Im Jahre 2001 erreichte er mit Platz 10 seine beste Weltranglistenposition. Selbstverständlich war er auch beim jährlichen Festival von Wijk aan Zee ein absoluter Stammgast und bei seinen 25(!) Teilnahmen immer ein belebendes Element, weil er auch als Elo-Underdog mit offenem Visier gegen die absolute Weltklasse auf Gewinn spielte, selbst wenn dies auch manche bittere Niederlage zur Folge hatte.
Im Jahre 2007 wurde unser Bundesliga-Kader durch einen 19jährigen Internationalen Meister aus Österreich ergänzt. Trotz seines unbestritten großen Talents hätte damals vermutlich niemand damit gerechnet, wie sehr Markus Ragger in den nachfolgenden 15 Jahren das Solinger Bundesligaschach prägen sollte. In den nachfolgenden Spielzeiten wanderte er in der gemeldeten Mannschaftsaufstellung kontinuierlich nach vorne und spielte in der Saison 2011/12 erstmals am 1. Brett in der Bundesliga.
Parallel wurde er zum unangefochtenen Spitzenspieler in Österreich, wo er seit 2007 das Spitzenbrett der Nationalmannschaft bei allen Olympiaden und Mannschaftseuropameisterschaften besetzt. Eine ganz besondere Leistung des Klagenfurters, der eine exzellente Reputation als stets hervorragend vorbereiteter Theoretiker besitzt, besteht sicherlich darin, dass er in einem Land, bei dem noch kein anderer Spieler die Elomarke von 2600 überschritten hat, sogar die noch höhere Schallmauer mit seiner im Jahre 2017 erreichten höchsten Elo-Zahl von 2703 durchbrechen konnte.
Für das Viererturnier fanden sich heute wieder einmal acht Spieler, die gut gelaunt in zwei Gruppen jeweils ein kleines Rundenturnier mit 30 Minuten Bedenkzeit pro Spieler für die ganz Partie absolvierten.
In der A-Gruppe konnte sich unser Jugendlicher Siddharth Shivkumar souverän mit 3/3 durchsetzen. Unser häufiger Gast Edin Coloviv wurde noch vor dem DWZ-Favoriten der Gruppe Stefan Speck mit 2/3 Zweiter.
Rangliste: Stand nach der 3. Runde
Nr.
Teilnehmer
1
2
3
4
Punkte
SoBerg
1
Shivkumar, Siddharth
**
1
1
1
3.0
3.00
2
Colovic, Edin
0
**
1
1
2.0
1.00
3
Speck, Stefan
0
0
**
1
1.0
0.00
4
Fränzel, Dr. Marius
0
0
0
**
0.0
0.00
In der B-Gruppe ergab es sich, dass sich drei Jugendliche reihum schlagen konnten, so dass sie alle zusammen auf dem 1. Platz landeten: Shreyas Shivkumar, Max Pernitzki und Leonard Milutinovic.
Der indische GM Surya Shekhar Ganguly ist im Schach in vielfältiger Weise aktiv. Der 39jährige, der mit 19 Jahren Großmeister wurde, konnte insgesamt sechsmal die indische Meisterschaft gewinnen und vertrat sein Land sechsmal bei der Schach-Olympiade. Als Openspezialist konnte er zahlreiche internationale Turniere für sich entscheiden. Sein größter Erfolg war der Sieg beim Open im chinesischen Hunan 2019, wo er in einem Feld mit über 50 GM sich den ersten Preis von 50.000 Dollar sichern konnte.
Genauso profiliert ist Surya aber auch als Sekundant. So gehörte er zum Team von Vishy Anand bei dessen drei WM-Kämpfen gegen Kramnik, Topalov und Gelfand in den Jahren 2008, 2010 und 2012. Vor knapp zwei Jahren gründete er zusammen mit dem indischen Star-Trainer Ramesh die ProChessAcademy und unterrichtet dort eine große Bandbreite von Spielern, inclusive vieler der vielen aufstrebenden indischen Topjunioren.
Mit dem siebten Türchen unseres Adventskalenders stellen wir Euch einen Neuzugang in unserem Verein vor. Inna Gaponenko floh vor einigen Monaten mit ihren beiden Söhnen aufgrund des Krieges aus ihrer ukrainischen Heimat und wohnt nun seit einigen Monaten in Ratingen. Nachdem sie zuvor über 20 Jahre in unserer Partnerstadt Aue schachlich beim ESV Nickelhütte meist in der 2. Bundesliga Ost aktiv war, verstärkt die 46jährige nun unsere II. Mannschaft in der West-Gruppe der 2. Bundesliga und führt unser junges Team in der Damenbundesliga am Spitzenbrett an.
Zudem feierten auch ihre beiden Söhne Janis and Jaroslav Meijers einen tollen schachlichen Einstand in ihrer neuen Heimat, denn Janis holte sich direkt den U12-Bezirksmeistertitel und wird ggf. zusammen mit seinem Zwillingsbruder bei den Niederrheinmeisterschaften in Kranenburg aktiv sein,
Hinter dem Türchen unseres Kalenders am Nikolaustag verbirgt sich ein Spieler, der unseren Verein bereits seit zwei Jahrzehnten mit außerordentlichem Einsatz beschenkt. Jörg Wegerle kam 2003 zur Schachgesellschaft, wurde 2008 Internationaler Meister und erzielte 2009 beim Open in Andorra eine GM-Norm.
Doch neben seinen großen schachlichen Erfolgen ist der 37jährige vor allem der Wunschspieler jedes Mannschaftsführers. Unabhängig davon, ob es um Europapokal, Bundesliga oder lediglich den Bezirks-Pokal geht – auf Jörgs Einsatz kann man immer bauen, sofern es ihm irgendwie möglich ist. Seinen Status als »Marathon-Mann« zementierte er unter anderem im April 2012. Am Samstag war er aus dem heimischen Lampertheim (nahe Mannheim) nach Hochneukirch an den linken Niederrhein gereist, um dort den entscheidenden Sieg zum 2½:1½ im Verbandsviererpokal zu erzielen.
Als Jörg kurz vor Mitternacht wieder zuhause eintraf, erfuhr er, dass es beim Bundesligateam einen kurzfristigen Krankheitsfall gab. Also setzte er sich nach kurzer Nacht Sonntag morgens um 5.00 Uhr wieder in den Zug Richtung NRW, traf rechtzeitig in Mülheim ein, spielte 74 Züge und sicherte mit seinem abschließenden Sieg den 5:3-Erfolg gegen die SF Katernberg!