Unsere beiden jüngsten Spielerinnen waren die Matchwinner beim 3½:2½-Erfolg nach einem weiteren sehr spannenden Kampf gegen den Hamburger SK. In der letzten Partie sorgte die 15jährige Machteld van Foreest für die Entscheidung und rundete mit 2/2 ihr grandioses Debüt im SG-Trikot ab. Zuvor hatte die 16jährige Luisa Bashylina mit ihrem ebenfalls zweiten Sieg am Wochenende die Führung erzielt, die von den Hanseaten durch die erst 13jährige Alissa Wartenberg zwischenzeitlich ausgeglichen worden war. Nach diesem für uns perfekt verlaufenen Wochenende weisen wir mit 7:5 Punkten erstmals ein positives Punktekonto in der Frauen-Bundesliga auf und sind trotz eines schweren Restprogramms dem angestrebten Klassenerhalt bereits zur Saisonhalbzeit sehr nahe.
Duelle zwischen dem Hamburger SK und der SG Solingen in der Bundesliga haben natürlich eine immense Tradition, da es sich um die beiden einzigen Vereine handelt, die seit Beginn der (Herren)-Bundesliga im Jahre 1981 dort ununterbrochen vertreten sind. Nun stand diese Begegnung erstmals auch in der Frauen-Bundesliga auf dem Programm und hätte grundsätzlich einen eindeutigen Favoriten gehabt. Denn während die HSK-Frauen sich seit Jahren in der oberen Tabellenhälfte der Frauen-Bundesliga etabliert haben, waren wir im Vorjahr in unserer Aufstiegssaison noch der Zweitvertretung des HSK unterlegen gewesen.
Doch während wir an diesem Wochenende in Hemer nahezu unsere Bestbesetzung an die Bretter bringen konnten, hatten die Hanseatinnen, die in dieser Saison von »BigGreek« IM Georgios Souleidis betreut werden, erneut mit größeren Personalsorgen zu kämpfen, so dass ein ausgeglichenes Duell der beiden Mannschaften zu erwarten war, die beide gestern einen glücklichen Sieg in den hart umkämpften Duellen gegen Hemer bzw. Harksheide eingefahren hatten.
Für die erste Entscheidung des Tages sorgte Luisa Bashylina, die eine Ungenauigkeit von Constanze Wulf (1839) zu einem Figurengewinn für zwei Bauern nutzte und nach den gestrigen Aufregungen diesmal ganz souverän den vollen Zähler einfuhr.
Kurz vor der Zeitkontrolle waren dann zwei Punkteteilungen zu verzeichnen. Aus einem zweischneidigen Holländer von Anna Zozulia, den WFM Antonia Ziegenfuss (2157) mit frühem h4 attackiert hatte, war nach interessantem Partieverlauf letztlich korrekt ein remises ungleichfarbiges Läuferendspiel entstanden, in dem Frieden geschlossen wurde. Am Spitzenbrett traf Inna Gaponenko mit Weiß auf die holländische Spitzenspielerin IM Elina Roebers (2360). Hier entstand aus einem etwas ungewöhnlichen c3-Sizilianer eine klassische Isolanistruktur, in der Inna zwar keine große Initiative entwickeln konnte, aber mit präzisem Spiel die Stellung immer im Gleichgewicht hielt, so dass auch hier in einem ausgeglichenen Damenendspiel Remis vereinbart wurde.
Besten Unterhaltungswert bot für Außenstehende wieder einmal die Partie von Annmarie Mütsch, die gewohnt unternehmungslustig einen Bauern für Königsangriff gegen die bulgarische WIM Lyubka Genova (2222) geopfert hatte. Auf den dezenten Hinweis unseres Captains Rafael Müdder, was diese Kämpfe mit seinem Nervenkostüm anstellen würden, hatte Annmarie ihn dahingehend beruhigt, dass bei ihr auch nach den größten Komplikationen letztlich doch (mindestens) ein Remis herauskommen würde und er sich keine größeren Sorgen machen brauche. Prompt hielt sie auch heute Wort: auch wenn Genova die schwarze Initiative gut neutralisiert und mit ihren Schwerfiguren einen eigenen Angriff gegen den weißen Monarchen initiiert hatte, ließ sie doch in der Zeitnotphase die vorteilsbringende Fortsetzung aus, so dass Annmarie nach 50 Zügen im Endspiel ein Remis durch Dauerschach forcieren konnte.
Dies wäre bereits die vermeintliche Entscheidung gewesen, denn Melanie Müdder hatte mit Schwarz gegen die Bundesliga-Debütantin Alissa Wartenberg (1835), die bereits zwei deutsche Meistertitel in den Altersklassen U10w und U12w erringen konnte, in einem Sweschnikow-Sizilianer klare Vorteile herausgearbeitet. Doch in der Zeitnotphase fanden beide Spieleinnen in der komplexen Position mit heterogenen Rochaden nicht immer die beste Fortsetzung und es entstand nach der Zeitkontrolle eine zweischneidige, objektiv ausgeglichene Stellung. Alissa musste aufgrund des Rückstands im Mannschaftskampf weiterspielen und erreichte schließlich ein ungleichfarbiges Läuferendspiel mit Mehrbauern, in dem ihre hartnäckigen Bemühungen belohnt wurden, als Mellie sich um ein Tempo verrechnete und die falsche Verteidigungsstrategie wählte.
Damit avancierte Mellie zum Pechvogel des Wochenendes, da aus zwei vorteilhaften Stellungen zwei Niederlagen resultierten. Doch als hervorragende Mannschaftsspielerin konnte sie diesen bitteren individuellen Verlauf viel besser verkraften, da Machteld van Foreest in der letzten Partie des Tages doch noch den Mannschaftssieg sicherstellte. Zwar traf die 15jährige nicht im niederländischen Prestigeduell auf ihre Nationalmannschaftskollegin Eline Roebers, hatte es aber mit der früheren deutschen Nummer 2, WGM Sarah Papp (2293), dennoch mit einer sehr routinierten Gegnerin zu tun. Machteld konnte mit Schwarz in einer ruhigen Slawisch-Struktur mit weißem g3 schrittweise die Initiative übernehmen und den a-Bauern gewinnen, so dass sie einen Mehrbauern besaß, der allerdings in ihrem isolierten Doppelbauern auf der b-Linie bestand.
Doch Machteld zeigte gute Technik und starke Nerven. Nach der Zeitkontrolle hatte sie in ein Springerendspiel mit fünf gegen vier Bauern abgewickelt, das sie dann auch gegen die sich zäh verteidigende Sarah nach 79 Zügen zum umjubelten Sieg umwandelte. Damit rundete sie unser perfektes Wochenende ab, das uns dem Klassenerhalt schon ganz nah bringt.
Die nahezu gegenteilige Gefühlslage besteht bei unserem Reisepartner SV Hemer, die ausgerechnet bei ihrer Heimspielrunde ein gebrauchtes Wochenende erwischten, gegen die dezimierte TuRa Harksheide deutlich 1½:4½ unterlagen und nun mit 3:9 Zählern auf einem Abstiegsplatz stehen. Wir wünschen den Hemeranern um Andreas und Carmen Jagodzinsky, das sie in der zweiten Saisonhälfte noch einmal alle Kräfte für einen erfolgreichen Kampf um den Klassenerhalt bündeln können.
Am nächsten Wochenende wird das Punkten aber sehr schwer werden, wenn wir am 11./12.03.2023 nach Baden-Baden reisen und dort auf die OSG und die Schachfreunde Deizisau treffen.