»She did it again« – wie im Vorjahr gelang Yaroslava Sereda bei den deutschen Jugendmeisterschaften ein perfekter Endspurt mit drei Siegen und wiederum konnte sie sich dank dieser exzellenten Bilanz noch auf das Siegertreppchen vorschieben und nach den Meisterschaften 2019 (U12w) und 2022 (U16w) zum dritten Mal eine Bronzemedaille bei Deutschen Jugend-Einzelmeisterschaften bejubeln.
Nach der bitteren Niederlage in der sechsten Runde hatte sich Yaroslava mit Schwarz in einem langwierigen positionellen Sizilianisch-Duell gegen Sarah Fetahovic durchsetzen können und sich mit 4½/7 auf Platz 5 nach vorne geschoben. In der Vorschlussrunde behielt sie gegen die Zweitplatzierte Charlotte Hubert (1911) in einem verwickelten Sizilianer, in dem beide Könige in der Brettmitte verblieben waren, die bessere Übersicht und konnte so tatsächlich noch auf eine Medaille hoffen.
Dazu musste sie allerdings im NRW-Prestigeduell mit den schwarzen Steinen die einen halben Zähler vor ihr liegende Michelle Trunz (2009) von der SG Porz bezwingen, gegen die sie vor drei Wochen beim Schnellschach-Qualifikationsturnier der NRW-U16-Mannschaftsmeisterschaft noch ziemlich glatt verloren hatte. Yaroslava konnte diesmal in der Tartakower-Variante des Damengambits ausgleichen und hatte dann das notwendige Quäntchen Glück, als Michelle in ausgeglichener Position einen taktischen Schlag übersah und sofort aufgeben musste. Damit untermauerte Yaroslava einmal mehr ihren Ruf als große Kämpferin, die gegen Ende eines Turniers häufig noch einmal zulegen kann. Mit 6½/9 waren die drei geteilten Zweitplatzierten insgesamt nur einen Buchholz-Punkt voneinander getrennt.
Sarah hatte sich nach der Niederlage in Runde 7 von Marianne Stepanjan (1604) in einer ausgekämpften Partie insgesamt leistungsgerecht Remis getrennt und bot dann in der Schlussrunde allen am heimischen Rechner mitfiebernden Fans zuhause ein Wechselbad der Gefühle. Im Niederrhein-Duell mit Eva Malmström, gegen die sie bei den Verbandsmeisterschaften gewonnen und auf NRW-Ebene verloren hatte, gab es eine verrückte Partie, in der Sarah zuerst auf Gewinn und später auf Verlust stand, so dass die Punkteteilung letztlich vielleicht das gerechte Resultat war.
Spielerisch war Sarah mit ihrer Turnierleistung nicht ganz zufrieden, landete aber trotz nicht optimaler Form mit 4½/9 auf ihrem Setzlistenplatz 13 und durfte sich über ein insgesamt gelungenes Debüt in Willingen freuen.
Ein ähnliches Fazit durfte Diya Dhansekaran Meenambigai ziehen, die in der U12w ebenfalls 4½/9 erzielte und am Ende auf Rang 19 landete. Diya hatte ihr Turnierhighlight in Runde 7, als sie gegen die Zweite der Setzliste, Alicia Kovalskyy (1604) vom Düsseldorfer SV, eine tolle Angriffspartie spielte, in der sie sich schließlich mit Dauerschach zufrieden gab, obwohl vielleicht sogar noch mehr möglich gewesen wäre. Am Folgetag verrechnete sie sich leider in einer taktischen Variante gegen Mara Stiehler (1586), wonach die Partie nicht mehr zu halten war. In der letzten Runde verflachte die Stellung gegen Theresa Mader (1225) schnell, so dass Diya mit einem Remis ihre erste deutsche Einzelmeisterschaft mit einer soliden 50 %-Bilanz abschloss.
In der U10 musste Shreyas Shivkumar in der 8. Runde seinen ärgerlichsten (halben) Punktverlust hinnehmen, als er gegen Julian Brückner (1511) ein gewonnenes Bauernendspiel Remis gab. Wie so häufig wirkte dieses unglückliche Ende sich auch auf die nächste Partie aus, als er gegen Jonathan Franz Meitzner (1555) mit Weiß recht glatt unterlag.
Doch in der Nachmittagspartie der letzten Doppelrunde schlug Shreyas direkt wieder zurück, als er mit Schwarz den Angriff von Nicolas Wagener (1506) abwehrte und sich mit einem schönen Konter wieder auf über 50 % schob. Nach einem abschließenden Remis gegen Friedrich Hamann (1518) in unklarer Position landete der 9jährige mit 6/11 auf Platz 27 und damit 9 Ränge besser als sein Setzlistenplatz.
Unser gesamtes Quartett hat sicherlich enorme Motivation aus dieser schönen Woche in Willingen mitgenommen, die traditionell mit der großen Siegerehrung am Samstag Abend endete. Alle streben eine erneute Qualifikation im kommenden Jahr an, um dann ihre Ergebnisse noch weiter verbessern zu können.