Grundsätzlich darf man davon ausgehen, dass man in einem Pokalwettbewerb das Halbfinale erreicht hat, wenn man das angesetzte Viertelfinale gewinnt. Doch ein organisatorisches Mißverständnis bei der Spielleitung hat diesmal zur Folge, dass unser heutiger 3:1-Erfolg gegen Kölner SK Dr. Lasker diesmal »nur« den Einzug unter die letzten acht Mannschaften des NRW-Pokals zur Folge hat.
Die Zwischenrunde des NRW-Pokals wird in vier Gruppen mit jeweils vier Mannschaften ausgetragen, von denen eine Gruppe bei uns im Schachzentrum veranstaltet werden sollte. Am vergangenen Montag erhielten wir zunächst die Nachricht, dass der SV Lendersdorf seine Teilnahme abgesagt hatte, so dass Lasker Köln für den Samstag ein Freilos zugelost wurde, während wir im Duell mit dem SV Welper den zweiten Finalisten für Sonntag ermitteln sollten.
Am Donnerstag erreichte uns dann eine weitere Mail der Spielleitung, dass auch Welper nicht antreten würde, so dass nur noch das Viertelfinale zwischen Lasker Köln und unserem Quartett am Sonntag ausgetragen werden müsste.
Umso überraschter waren wir, als Schiedsrichter Dirk Schiefelbusch vor dem Beginn des heutigen Kampfes berichtete, dass die Mannschaft aus Welper am gestrigen Samstag ein verschlossenes Schachzentrum in Solingen vorgefunden und ihn daraufhin telefonisch kontaktiert habe. Auf diesem Wege erfuhr die Mannschaft aus Hattingen, dass sie vermeintlich ihre Teilnahme abgesagt hätten, was aber nicht passiert war.
Nach diesen organisatorischen Komplikationen wurde heute aber auch noch Schach gespielt. Lasker Köln trat mit einer starken Besetzung und vier Stammspielern aus ihrem NRW-Liga-Team an, so dass sich ein ausgeglichener Kampf entwickelte, bei dem die ersten Ergebnisse erst mit der Zeitkontrolle nach etwa vier Stunden verzeichnet werden konnten.
Jörg Wegerle bewahrte am Spitzenbrett mit Weiß in einer Karlsbader Struktur stets eine leichte Initiative gegen Martin Wiekert (2249) und konnte schließlich technisch sauber in ein gewonnenes Turmendspiel abwickeln, was für unsere Führung sorgte.
Turmendspiele wurden auch am zweiten und dritten Brett fleißig geübt. Kevin Zolfagharian hatte mit Schwarz in einem Rossolimo-Sizilianer gegen Michael Paris (2128) nicht vollständig ausgeglichen, fand dann aber kreativ Gegenspiel, indem er den Übergang in ein Doppelturmendspiel forcierte, in dem die Aktivität seiner beiden Türme hinreichend sein materielles Defizit kompensierten.
Deutlich statischer war die Bauernstruktur in der Partie zwischen Bernhard Nagel (2150) und Stefan Wickenfeld. Hier wurde die Partie tatsächlich im Turmendspiel komplexer, als beide Seiten jeweils Freibauern bilden konnten. Am Ende behielt Stefan den letzten verbliebenen Bauern, der jedoch nicht zum Sieg reichte.
Dennoch sicherten die beiden Remisen dank der Berliner Wertung beim Stande von 2:1 bereits unser Weiterkommen, so dass Ewald Fichtner die vermutlich komplizierteste Position des Tages gegen Volker Cramer (2081) auf Gewinn spielen konnte. Hier war aus einem Jobava-London-System eine sehr dynamische Stellung mit heterogenen Rochaden entstanden, in der beide Könige gefährdet standen. In den resultierenden Verwicklungen behielt Ewald bei beiderseits knapper Bedenkzeit die bessere Übersicht und rundete mit seinem schön herausgespielten Sieg zum 3:1 einen gelungenen Pokaltag ab.
Am Abend wurde dann auch das Versehen der Spielleitung aufgeklärt und die salomonische Lösung vereinbart, dass unser heutiges Duell gegen Lasker Köln als Begegnung der dritten Runde gewertet wird und wir im Juli gegen den SV Welper das Viertelfinale nachholen werden.