Mit einem 4:0-Sieg im Nachholspiel gegen den SV Welper hat unser Pokalquartett im zweiten Anlauf die Endrunde der besten vier Mannschaften im NRW-Pokal erreicht. Dabei spiegelt das klare Ergebnis allerdings nicht den Spielverlauf adäquat wider, denn bis zur Zeitkontrolle besaßen die Gäste realistische Chancen auf ein Weiterkommen.
Der Nachholtermin war notwendig geworden, nachdem die Spieler des SV Welper vor einem Monat am Samstag der Zwischenrunde vergeblich den Weg nach Solingen angetreten hatten. Durch ein Mißverständnis war die Spielleitung von einer Absage aus Welper ausgegangen und hatte die beiden verbliebenen Teams informiert, so dass niemand vor Ort gewesen war. Nachdem wir uns damals am Sonntag im vermeintlichen Finale der Zwischenrunde gegen Lasker Köln durchgesetzt hatten, wurde nun im Viertelfinale die seinerzeit nicht ausgetragene Begegnung mit Welper nachgeholt.
Nominell gingen wir favorisiert in den Kampf mit dem frisch gekürten Aufsteiger in die NRW-Liga und durften uns nach etwa drei Stunden über die Führung freuen. Am dritten Brett war in der Partie von Stefan Wickenfeld gegen Dirk Sondermann (1839) aus einem Leningrader System der holländischen Verteidigung schließlich eine Stonewall-Struktur entstanden, in der Sondermann einen schnellen Königsangriff mit Schwarz zu initiieren versuchte. Mit einem Springeropfer auf f2 versuchte er die weiße Königsstellung entscheidend zu schwächen, doch Stefan behielt in den Komplikationen die Übersicht, gab etwas Material zurück und wickelte in ein gewonnenes Endspiel ab.
Wenig später konnte Ewald Fichtner mit Schwarz gegen Dr. Viktor Heidt (1828) die Führung auf 2:0 ausbauen. In einer slawischen Abtauschvariante neutralisierte er die weiße Initiative, provozierte weiße Schwächen und sammelte schließlich zwei Bauern ein, so dass er zu einem technisch sauber herausgespielten Sieg kam.
Trotz dieses Vorsprungs war nun Zittern angesagt, denn Kevin Zolfagharian war nach einem schwerwiegenden strategischen Übersehen im Mittelspiel in einer Verluststellung gelandet, in der sein Gegner Dr. Torsten Schaller (1972) einen Freibauern bis nach g2 vorstoßen konnte, dessen Umwandlung permanent drohte. Parallel hatte Jörg Wegerle mit Schwarz in einer sizilianischen Najdorf-Struktur ein positionelles Manöver seines Gegners Thomas Füllgrabe (2189) unterschätzt und als Folge eine Abwicklung forciert, in der er die Dame gegen zwei weiße Türme mit beiderseitigen Freibauern besaß, so dass eine für beide Seiten schwierig zu spielende Position entstanden war.
Letztlich fiel die Entscheidung aber unerwartet am zweiten Brett, denn Kevin’s Gegner konnte sich bei knapper Bedenkzeit und der Vielzahl der ihm zur Verfügung stehenden Gewinnvarianten nicht entscheiden und wählte stattdessen eine Abwicklung, in der Kevin plötzlich Gegenchancen erhielt. Während der schwarze Freibauer auf g2 keine Rolle mehr spielte, gelang Kevin selbst ein Bauerndurchbruch, der Schaller eine Figur und wenig später die Partie kostete.
Nach diesem sehr schmeichelhaften Erfolg war die Entscheidung gefallen und es passte zum glücklichen Kampfverlauf, dass Jörg mit seiner Dame seine Freibauern am Königsflügel deutlich schneller mobilisieren konnte, als es Füllgrabe am Damenflügel gelungen war.
So stand am Ende ein zu hoch ausgefallener 4:0-Sieg, mit dem wir uns für die NRW-Pokalendrunde qualifiziert haben. Diese wird am 12./13.08.2023 vom SV Sterkrade-Nord ausgerichtet und es werden außerdem noch der Aachener SV und die SG Bünde dabei sein.