Bei der nachgeholten Begegnung der 2. Runde der 2. Bezirksliga ging es sowohl für den Gastgeber SF Lennep I als auch für unsere VII. Mannschaft um die Rückkehr an die Tabellenspitze. Beide Mannschaften hatten in der 1. Runde mit 6:2 gewonnen; inzwischen hatte sich aber der SC Tornado Wuppertal auf den ersten Platz gesetzt. Wer auch immer den heutigen Kampf gewinnen würde, könnte sich an den Wuppertalern vorbei auf den ersten Platz schieben, während ein 4:4 für beide Mannschaften den 2. Platz bedeuten würde. So passt es ganz gut, dass der Kampf etwas glücklich mit dem knappsten Ergebnis von 4½:3½ für die Solinger Mannschaft entschieden wurde .
Die ersten vollen Punkte fielen nach ca. 2 Stunden: Ferdinand Schneider an Brett 4 spielte gegen ein Londoner System. Im frühen Mittelspiel lockerte er beim Kampf um das Feld e5 die Bauernstruktur seiner Rochadestellung, was sein Gegner konsequent mit starken Angriffszügen ausnutzte. Angesichts massiven Materialverlustes gab Ferdinand seine Stellung auf. Der Ausgleich wurde nur 20 Minuten später von Marius Fränzel an Brett 3 hergestellt: Er spielte gegen eine Aljechin-Verteidigung, in der sein Gegenüber eine Schwäche auf e6 zugelassen hatte, um die sich das Mittelspiel weitgehend drehte. Entschieden wurde die Partie durch ein taktisches Versehen von Schwarz, der mit seiner Dame einen vergifteten Bauern fraß, was das Eindringen eines weißen Turms in die schwarze Stellung erlaubte, wodurch diese nicht mehr zusammenzuhalten war. Am Spitzenbrett trennten sich Athanassios Vranidis und sein Kontrahent friedlich. Atha hatte auf den schwarzen Königsinder mit der Sämisch-Variante (5. f3) geantwortet und zwischenzeitlich deutlichen Vorteil erlangt, der sich aber nur schwer ummünzen ließ. Schwarz provozierte geschickt den Abtausch aller Schwerfiguren und beim Übergang in ein Doppelspringerendspiel mit 6 Bauern auf beiden Seiten, einigte man sich auf die Punkteteilung.
Wiederum 5 Minuten später musste Reinhard Schüller leider die erneute Lenneper Führung zulassen: Er hatte es an Brett 6 mit einer seltenen Variante der Damenbauernspiele zu tun, die er aber zuerst ganz souverän behandelte und so mit Vorteil aus der Eröffnung herauskam. Allerdings verlor er dann ein wenig den Faden und konnte mit der erreichten Mittelspielstellung nicht recht etwas anfangen. Doch auch sein Gegner war auf der Suche nach dem richtigen Plan und stolperte mehr in einen Rochadeangriff, als dass er ihn herausgespielt hätte. Schließlich erwies es sich als fatal, dass Reinhard auf Bauernfang am Damenflügel ging, anstatt den im Zentrum verbliebenen weißen König unter Druck zu setzen und so Weiß zur Verteidigung zu zwingen. Als Weiß endlich zur Rochade gekommen war, wurde der Angriff auf Reinhards Königsstellung rasch unabweisbar.
Zum Glück stand zu diesem Zeitpunkt Max Pernizki an Brett 5 schon auf Gewinn. Nachdem Max in der Eröffnung einen vorentscheidenden taktischen Schlag verpasst hatte, spielte er eine positionell sehr schöne Partie gegen eine Grünfeld-Verteidigung. Die Partie begann zugunsten von Weiß kippen, als Max richtig erkannte, dass seine Dame stärker sein würde als die beiden schwarzen Türme und dem Gegner den Tausch der Dame gegen die weißen Türme anbot, worauf dieser auch willig einging. Innerhalb von wenigen Zügen standen die beiden schwarze Türme dann so schlecht, dass einer von Ihnen gegen zwei Bauern getauscht werden musste. Anschließend wurden noch 9 Züge gespielt, die aber die schwarze Stellung nur Zug um Zug weiter verschlechterten.
Aus den verbleibenden drei Partien brauchten wir für einen Sieg also noch zwei Punkte. Den ersten lieferte an Brett 7 Alexander Kirschbaum, der gegen die Russische Verteidigung seines Gegners 3. d4 auspackte. Schwarz antwortete mit dem Hauptzug 3… Sxe4 und beide Seiten wanderten bald schon auf unausgetretenen Pfaden. Entschieden wurde die Partie dann durch einen plötzlichen taktischen Aussetzer von Schwarz, der eine Springergabel auf König und Dame zuließ und nicht nur die Dame verlor, sondern gleich auch noch den Springer zurückgeben musste. Etwas unglücklich verlor Tim Kondziella an Brett 2: Er hatte das weiße Königsgambit mit 2… d6 abgelehnt, rochierte lang und wehrte dann den weißen Vormarsch am Damenflügel geschickt ab, indem er einen Turm und Bauern für die beiden weißen Läufer eintauschte. Doch genau in dem Moment, wo sein Gegner einen entscheidenden taktischen Fehler machte, griff sich Tim den falschen von zwei hängenden Bauern und musste eine seiner Leichtfiguren für die beiden Bauern hergeben. Das resultierende Endspiel mit Springer gegen Turm war nicht zu halten, aber Tim spielte in der Hoffnung auf einen gegnerischen Fehler noch knapp 10 Züge weiter. Als Weiß schließlich seinen Turm gegen den Springer tauschen und damit einen unaufhaltbaren Freibauern erzeugen konnte, gab Tim auf.
So lief beim Stand von 3½:3½ nur noch die Partie an Brett 8 von Ersatzmann Oliver Littek, dem für seinen matchentscheidenden Einsatz noch einmal herzlich gedankt sei. Oliver verteidigte sich präzise gegen ein Schottisches Gambit, das in ein etwas wechselhaftes Mittelspiel überging, in dem keine Seite einen richtigen Plan finden konnte. Weiß konzentrierte sich schließlich auf ein Druckspiel gegen die schwarze Rochadestellung, das aber nicht wirklich Erfolg versprach. Dann ließ Oliver unglücklich die weiße Dame in seine Stellung einbrechen, und nach allen Regeln der Kunst hätte Weiß nun gewinnen müssen, verdarb den Vorteil aber nach wenig Zügen, nur um postwendend die nächste Gewinnchance präsentiert zu bekommen, die gleich mit dem nächsten Zug wieder verdorben wurde. Oliver behielt so das bessere Ende für sich und konnte schließlich mit Freibauern auf der d- und c-Linie entscheidend vorrücken. Mit diesem etwas glücklichen Sieg war der Kampf knapp für die Solinger Seite entschieden.
In 14 Tagen geht es mit einem Heimkampf gegen die dritte Auswahl des BSW weiter.