Jeder Schachspieler kennt die Situation, dass man selbst nach einem objektiv sehr erfolgreichen Turnier zunächst einmal mit einem bitteren Gefühl nach Hause fährt, sofern die letzte Runde nicht wunschgemäß gelaufen ist. Dementsprechend enttäuscht war unser U12-Quartett heute nach der 1:3-Niederlage gegen die TSG Oberschöneweide, durch die unsere Bambini nicht nur die Bronzemedaille verpassten, sondern auch mit 8:6 Punkten bis auf Platz 8 der Tabelle zurückgeworfen wurden, was definitiv ihrer Leistung im Turnier nicht gerecht wird.
Nach der gestrigen Niederlage im Spitzenspiel gegen Kornwestheim lag unser U12-Team vor der Schlussrunde auf dem vierten Platz und konnte aufgrund der anderen Paarungen erwarten, dass ein Sieg zum Sprung auf dem Siegertreppchen reichen würde. Dementsprechend hoch motiviert gingen die Jungs in den Kampf gegen das Berliner Team, das ebenso wie vier andere Teams einen Zähler hinter uns platziert war.
Leider lief das Match dann nicht wunschgemäß: Shreyas Shivkumar erreichte mit Schwarz gegen Khoi Nguyen Vu (1599) sehr bequemen Ausgleich, ließ sich dann aber zu einem impulsiven Zocker-Zug hinreißen, den der Berliner mit einem starken Bauerndurchbruch im Zentrum mustergültig bestrafte und sich bereits drei Züge später über den Sieg freuen konnte.
Zudem war am Nebenbrett auch Janis Meijers mit den weißen Steinen die Eröffnung gegen Bach Khoi Nguyen (1580) mißglückt, so dass er frühzeitig mit Minusqualität und Minusbauer nur noch für eine verlorene Sache kämpfte. Hoffnung keimte wieder auf, als Jaroslav Meijers sein exzellentes Turnier mit einem sauber herausgespielten Positionssieg gegen Adrian Schucht (1392) in einer Karlsbader Bauernstruktur zum 1:2-Anschlusstreffer abrundete.
Dadurch musste Dima Kovalyov am Spitzenbrett gegen Karl Gersemann (1847) darauf verzichten, nach einem wilden Partieverlauf die Partie mit einem korrekten Dauerschach zu beenden. Stattdessen setzte er mit Minusqualität weiter auf seinen Angriff, doch sein eigener Monarch stand letztlich gefährdeter, was seine Niederlage zum Endstand von 1:3 zur Folge hatte.
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Die Jungs waren verständlicherweise sehr enttäuscht, denn durch die anderen Ergebnisse fielen sie sogar noch auf den 8. Platz, ihre schwächste Platzierung im gesamten Turnier, zurück. In sieben Runden haben sie gegen fünf Mannschaften der Top 6 gespielt und holten dort 4:6 Zähler, so dass der 8. Platz sicherlich als unglücklich zu bezeichnen ist.
Ein großes Erfolgsrezept dieser Mannschaft ist der in diesem Alter durchaus nicht selbstverständliche sehr ausgeprägte Teamgeist. Jeder aus dem Quartett ist jederzeit bereit, seine individuellen Interessen im Sinne des Mannschaftserfolges zurückzustellen. So übernahm Shreyas als Jüngster auch gerne den Job, bei der Siegerehrung die Pokale für Dima, Janis und Jaroslav einzusammeln, die sich bereits im Auto von Coach Ewald Fichtner auf der Rückfahrt befanden.
Ewald feierte ein hervorragendes Debüt als Trainer auf nationaler Ebene, nachdem er die U12 erstmals bei der NRW-Endrunde betreut hatte. Während die Jungs dadurch schachlich bestens eingestellt in ihre Partien gehen konnten, übernahmen Subhashini Ramanathan, die neben Shreyas auch die anderen Jungs bereits vorbildlich bei den NRW-Meisterschaften betreut hatte, und Marcel Schulte die mindestens genauso anspruchsvolle Aufgabe, für genügend Schlaf und Entspannung zwischen den Runden zu sorgen. Wer unsere U12-Talente einmal live erlebt hat, weiß genau, dass die dort vorhandene Energie scheinbar auch zu bereits sehr später Stunde kaum nachzulassen scheint…
Da im Maritim-Hotel mittags nur ein kleiner Imbiß angeboten wurde, war es sehr wichtig, zwischen den Runden die Verpflegung entsprechend flexibel organisieren zu können. HIer war es ein sehr großer Vorteil, immer auf die Hilfe der Eltern von Diya und Familie Fetahovic zählen zu können. Zudem kam Inna Gaponenko, die Mutter von Janis und Jaroslav, für die beiden letzten beiden Tage nach Magdeburg, um bei der Vorbereitung zu helfen. Auf diesem Wege sei allen Beteiligten unserer sich wirklich perfekt ergänzenden Maritim-Delegation nochmals herzlich für ihr großes Engagement im zurückliegenden Jahr und während dieser Turnierwoche gedankt!
In der Mannschaft war Jaroslav Meijers mit 5½/7 am vierten Brett der Topscorer und bestätigte damit die gute Leistung, die er bereits in der Vorwoche mit 5/5 und dem Turniersieg bei der DSAM-Vorrunde in Düsseldorf gezeigt hatte. Die einzige Niederlage von Jaroslav kam zudem nur dadurch zustande, dass er im Mannschaftssinne ein objektiv nicht gerechtfertigtes Risiko einging.
Janis Meijers ließ als der ruhigere Part der beiden Zwillingsbrüder seine sensationelle Form vom II. Solinger Jugend-Open, das er im Oktober gewonnen hatte, auch in Magdeburg erkennen. Leider kassierte er zwei Niederlagen, die unmittelbar aus Eröffnungsfehlern resultierten, so dass seine 4½/7 am zweiten Brett sein immenses Potential andeuten, wenn er an diesem Schwachpunkt arbeiten wird.
Spitzenbrett Dima Kovalyov ist einfach ein Gewinn für jede Mannschaft – niemals um einen Spruch verlegen und stets im Sinne des Teams agierend, für das er einige halbe Zähler opferte, was bei seinem Score von 2½/7 gegen starke Gegner berücksichtigt werden sollte. Wenn Dima in Zukunft noch etwas ruhiger wird und seinen unstillbaren Durst nach Energy-Drinks limitieren kann, sind von ihm auch noch einige Leistungssprünge zu erwarten.
Beim Thema Energie landet man unvermeidlich bei Shreyas Shivkumar, der mit seinen 9 Jahren mit 4/7 wieder einmal sein enormes Talent andeutete. Hier wird es spannend zu beobachten sein, wohin sein Weg führt, wenn zukünftig nicht mehr 85 % seiner ohnehin nicht ausgiebig genutzten Bedenkzeit dafür verwendet werden, durch den Turniersaal zu wuseln und gefühlt jedes andere Brett zu betrachten…
Sein nahezu unstillbarer Schachhunger spiegelte sich natürlich auch am Schlusstag wider, als wir in einem bereits relativ leeren Foyer im Maritim auf den Beginn der Rückreise warteten. Wie könnte diese Zeit nach einem viertägigen anstrengenden Turnier besser überbrückt werden als mit ein paar Blitzpartien?
Während sich Sarah und Shreyas tatsächlich nächste Woche auf ihr Training konzentrieren können, geht es für Dima, Janis und Jaroslav bei den Niederrhein-Meisterschaften in der U12 und U14 ab dem 02.01. direkt weiter. Wir wünschen dabei viel Erfolg!