Nach einem wirklich herausragenden Turnier hat Yaroslava Sereda ihren ersten Deutschen Einzelmeistertitel nur hauchdünn verpasst. Selbst drei Siege in den abschließenden Runden und das exzellente Ergebnis von 8/9 und 2 ½ Zählern Vorsprung auf Platz 3 reichten nicht zur Goldmedaille, weil Lepu Coco Zhou vom SC Weiße Dame Berlin sich ebenfalls keine Blöße gab und am Ende einen halben Buchholzpunkt mehr als Yaroslava verzeichnen konnte. Wir gratulieren beiden zu ihren famosen Turnieren!
In den letzten drei Runden demonstrierte Yaroslava noch einmal, welche vielfältigen Komponenten es für ein erfolgreiches Turnier braucht. Nachdem sie in der ersten Hälfte im für sie typischen positionellen Stil viele Punkte herausgearbeitet hatte, opferte sie in der 7. Runde gegen Maja Buchholz (2030) eine Figur für Angriff gegen den im Zentrum verbliebenen schwarzen König und wurde belohnt. Maja konnte bei knapper Bedenkzeit die beste Verteidigung nicht finden und unterlag im Mattangriff.
Für jedes gute Turnier benötigt man auch ein Quäntchen Glück, was Yaroslava in der 8. Runde hold war, als Charlotte Hubert (1921) in einer ausgeglichenen Position nach einem Blackout einen Turm einstellte. So gingen Coco und Yaroslava punktgleich und mit der gleichen Buchholzwertung in die letzte Runde – ein minimaler Vorteil lag auf Seiten der Berlinerin, weil ihre Gegnerin in der Schlussrunde einen halben Zähler mehr aufweis.
Coco erreichte schnell eine Gewinnstellung, während Yaroslava mit Schwarz gegen Frieda von Bekh (1804) due Eröffnung mißglückte. Doch sie kämpfte um ihre Meisterschaftschance, opferte zwei Bauern für Komplikationen in einem Schwerfigurenendspiel und wurde in einer wilden Zeitnotphase mit einem vollen Punkt belohnt.
Für den ganz großen Triumph fehlte am Ende ein halber Buchholzpunkt, aber so hat die 16jährige bereits ein großes Ziel für die Meisterschaften im kommenden Jahr!
Auf ein tolles Turnier kann auch William White in der U8 zurückblicken. Der 7jährige, der erst seit letztem Jahr Schach spielt, zeigte bei seiner ersten Deutschen Meisterschaft sein großes Potential und hatte nach einem umkämpften Remis gegen Elian von Gehlen (1494) und einem nachfolgenden Sieg in der 6. Runde gegen Tymofeii Yarmish (1087) mit einem Sieg in der Schlussrunde sogar Chancen auf die Bronzemedaille.
Dort erwies sich Oscar Reese (1650) aber als stärker, so dass William mit 4½/7 auf einem 10. Platz landete, der seine starke Turnierleistung noch nicht einmal optimal widerspiegelt. Von diesem schachbegeisterten jungen Talent werden wir noch viel hören!
Gleiches gilt ohne Zweifel für Shreyas Shivkumar, der mit 6½/11 die Top Ten als Zwölfter in der U10 nur ganz knapp verpasste. Shreyas hatte sich nach einem hart umkämpften Remis in der 8. Runde gegen Tino Sander (1724) mit einem erfolgreichen Mattangriff gegen Kilian Kjulbassanoff (1411) noch weiter nach vorne gespielt. In der zweiten Partie des gestrigen Tages verpasste er dann gegen Sepas Zargaran (1810) den Sieg. Ein voller Zähler in der Schlussrunde gegen Toshiya Aguike (1786) hätte für Shreyas den fünften Platz bedeutet, doch in einer wilden Partie erwies sich schließlich seine Königsstellung als zu unsicher. Trotz dieser etwas unglücklichen Schlussrunde zeigte der 10jährige sein großes Potential, weil er mindestens zwei Siege noch durch zu schnelle und impulsive Züge verschenkte.
Ebenfalls nicht zufrieden mit ihrer Punkteausbeute war Sarah Fetahovic, die in der 7. Runde im NRW-Derby gegen Helena Neumann (1836) in der Eröffnung auf dem falschen Fuß erwischt wurde, aber toll reagierte und sich eine technische Gewinnstellung herausarbeitete. In großer Zeitnot verdarb sie diese allerdings und musste sich nach einem übersehenen taktischen Trick sogar noch geschlagen geben.
Nach zwei sehr unglücklichen Niederlagen in Folge galt es sich erst einmal zu stabilisieren, was ihr mit zwei abschließenden Schwarz- Remisen gegen Ana-Maria Bursan (1731) und Marianne Stepanjan (1769) gut gelang. Mit 4½/9 landete Sarah im Rahmen ihrer nominellen Erwartung auf Platz 18, deutete aber in vielen Partien an, dass bei verbesserter Zeiteinteilung noch ein deutlicher Leistungssprung zu erwarten ist.
Etwas unter Wert geschlagen wurde auch Janis Meijers, der in der U12 nach einem mißglückten Endspurt ebenfalls mit 4½/9 abschloss. Nach einem tollen Zwischenergebnis von 4/6 musste er sich in den Schlussrunden mit den schwarzen Steinen zweimal gegen die nominell stärkeren Anton Belin (1914) und Nazar Tarasenko (2058) geschlagen geben. Leider belohnte er sich in der 8. Runde nicht, als er gegen Gustav Jahn (1768) mustergültig ein besseres Endspiel in ein gewonnenes, aber komplexes Bauernendspiel abwickelte, sich dort aber verrechnete, was ihn einen wertvollen halben Zähler kostete und um eine Platzierung unter den ersten 20 brachte, die er nach der starken ersten Turnierhälfte in jedem Fall verdient gehabt hätte.
Sein Bruder Jaroslav Meijers landete im U25-B-Open ebenfalls bei 4½/9. Nach einer Niederlage gegen Tim Böttcher (1699) und einem Remis gegen Rene Lohmann (1702) sorgte sein Sieg in der Schlussrunde gegen Tugce Türel (1582) dafür, dass alle SG-Jugendlichen bei diesen Meisterschaften eine mindestens ausgeglichene Bilanz erzielten.
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH an alle Beteiligten für diese tollen Ergebnisse!