Im September 2001 richtete unser Verein im Gymnasium Vogelsang ein 12-Stunden-Blitzturnier – eine damals durchaus beliebte Turnierform – aus. Einige Wochen vor dem Turnier erhielt Organisator Andreas Peschel eine Mail eines indischen 18-Jährigen Internationalen Meisters, ob er teilnehmen könne. Wir schickten ihm eine Einladung und Sandipan Chanda machte auf seiner ersten Turnierreise nach Europa tatsächlich in Solingen Station. Dies war durchaus überraschend, denn im Vergleich zu den heutigen Zeiten waren indische Spieler bei Turnieren in Europa noch eine absolute Rarität.
Der Kontakt blieb bestehen und seit nunmehr 20 Jahren ist Sandipan für unseren Verein aktiv. Dabei ist er nicht nur in der Bundesliga oder beim Europapokal dabei, sondern steht auch stets gerne für diverse Vereinsaktivitäten zur Verfügung, wenn er sich in Deutschland befindet, so dass er bereits mehrere Simultanvorstellungen gegeben oder beim Jugendtraining mitgewirkt hat.
Legendär blieb sicherlich sein Einsatz in der Bundesliga-Saison 2015/16, als er plangemäß nur für das Ligawochenende Anfang Februar direkt vom Open in Gibraltar anreiste. Für das Folgewochenende mit dem Duell gegen Baden-Baden fehlten einige Spieler, so dass er seinen Aufenthalt um drei Wochen verlängerte. Nach dem 4:4 gegen den Dauermeister und der geteilten Tabellenführung »verfügte« Teamchef Herbert Scheidt, dass er noch länger zu bleiben habe.
Es war der Herbst 2011, als eine damals Fünfjährige den 5. Platz bei ihrem ersten Schachturnier, der U10-Jugendbezirkseinzelmeisterschaft, erreichte und wenig später eine erste DWZ-Zahl von 773 erhielt. Auch wenn sie schon damals durchaus ehrgeizig war, hätte sich Luisa Bashylina vermutlich nicht träumen lassen, dass sie sich 11 Jahre später über ihren ersten Einzel-Europameistertitel würde freuen können.
Nachdem sie vor vier Jahren eine Goldmedaille mit der U12w-Mannschaft und eine Silbermedaille bei der U12w-Einzeleuropameisterschaft gewonnen hatte, reichte es in diesem Jahr bei den kontinentalen TItelkämpfen in der Altersklasse U16w zu einer Goldmedaille im Schnellschach, der sie einen Tag später noch einmal Silber in der Blitzkonkurrenz folgen ließ.
Sportlich noch höher zu bewerten waren sicherlich der Einsatz in der Frauen-Nationalmannschaft beim Mitropa-Cup und der Aufstieg mit unserer Damenmannschaft in die Frauen-Bundesliga. Durch insgesamt sehr stabile Leistungen konnte Luisa inzwischen sowohl mit ihrer Elo- als auch DWZ-Zahl über die 2100-Marke klettern.
Im Jahre 2011 ergänzte auf Empfehlung seines Trainers Artur Jussupow ein 16jähriger Däne unseren Bundesligakader, nachdem er gerade den IM-Titel verliehen bekommen hatte. Zunächst kam Mads Andersen an einzelnen Wochenenden zum Einsatz, hat sich aber in den vergangenen Jahren zum absoluten Stammspieler unseres Teams entwickelt.
Mads wurde im Alter von 20 Jahren schließlich Großmeister und hat sich in den letzten Jahren im Elobereich von 2600-Spieler etabliert. Dank seines soliden Spielstils ist er ein idealer Mannschaftsspieler, was er regelmäßig sowohl in der dänischen Nationalmannschaft am 1. oder 2. Brett als auch in der Bundesliga unter Beweis stellt. Da Mads auch viel Zeit in sein Studium investiert hat, blieb nicht so viel Zeit für Einzelturniere, wie sie ein Vollzeit-Schachprofi besitzt. Dennoch konnte er in den vergangenen Jahren dreimal die Dänische Landesmeisterschaft gewinnen.
Für Jonas Roseneck war das Jahr 2022 definitiv das erfolgreichste seiner bisherigen Schachkarriere. Der in Magdeburg wohnende langjährige Schüler von Alexander Naumann war im Herbst 2021 zu uns nach Solingen gewechselt und feierte in diesem Jahr sein Debüt in der Bundesliga, unter anderem mit einem Remis gegen den französischen Top-Großmeister Etienne Bacrot (2656) und beim Europapokal in Mayrhofen.
Der Höhepunkt des Jahres war aber selbstverständlich das Erreichen des IM-Titels, für den Jonas in diesem Jahr gleich zwei Normen erzielte. Im Frühjahr erreichte er bei der Einzeleuropameisterschaft in Slowenien 6/11 gegen einen Elo-Schnitt von 2449 und remisierte gegen die deutschen Nationalspieler Liviu-Dieter Nisipeanu (2652), Daniel Fridman (2628) und den Armenier Robert Hovhannysian (2643).
Beginnend mit der Verpflichtung von Jeroen Piket und den (damals) ebenfalls in den Niederlanden wohnenden Predrag Nikolic und Matthew Sadler begann in den 90er Jahren die »holländische« Tradition in unserem Bundesligateam. In den letzten zwei Jahrzehnten gehörten stets mehrere Mitglieder der niederländischen Nationalmannschaft zum Stammkader. So war es keine große Überraschung, dass im Jahre 2017 auch Loek van Wely den Weg nach Solingen fand, als bei der SG Porz, wo er zuvor 25 Jahre aktiv gewesen war, nach dem Tode von Mäzen Wilfried Hilgert eine Einschränkung des Etats notwendig war.
Loek gehört zu den großen Persönlichkeiten in der schachverrückten holländischen Schachszene und war für viele Jahre als Nachfolger von Jan Timman und Vorgänger von Anish Giri die Nummer 1 in unserem Nachbarland. Im Jahre 2001 erreichte er mit Platz 10 seine beste Weltranglistenposition. Selbstverständlich war er auch beim jährlichen Festival von Wijk aan Zee ein absoluter Stammgast und bei seinen 25(!) Teilnahmen immer ein belebendes Element, weil er auch als Elo-Underdog mit offenem Visier gegen die absolute Weltklasse auf Gewinn spielte, selbst wenn dies auch manche bittere Niederlage zur Folge hatte.